WER IST äöü?

äöü (Patricia Bechtold / Johannes Karl)

äöü – das sind erstmal zwei: Das 2018 in einer Regionalbahn zwischen Bochum und Gießen gegründete Theater- & Performancekollektiv von Patricia Bechtold und Johannes Karl. Schon vor der Gründung von äöü haben sie gemeinsam Projekte am Zimmertheater Tübingen entwickelt und Sprechtheater, Tanz und Performance aufeinanderprallen lassen. Im Kontext ihrer (post-)postdramatischen Masterstudiengänge (Szenische Forschung Bochum & Angewandte Theaterwissenschaft Gießen) gründeten sie äöü. Seitdem arbeiten sie kontinuierlich von Bochum aus in dieser Konstellation.

Ihre größte Inspirationsquelle und Forschungs-gegenstand ist der Alltag. Das, was so omnipräsent ist, dass man es gern übersieht. Sie sammeln und erforschen Alltagsgegenstände, bilden aus ihnen Formationen auf der Bühne, stellen sich mit ihnen durch ihre eigenen Körper in ein Verhältnis, zeichnen Beziehungsstrukturen zwischen und zu den Dingen. Mit Elementen aus Sprache, bildender Kunst, Tanz und Theorie transformieren sie die Alltagsfundstücke zu sinnlich-abstrakten Erzählräumen. Ihre Arbeiten befinden sich zwischen Performance, Theater und Installation, sie bedienen sich aber auch schamlos anderer Genres, wenn es ihr Forschungs-gegenstand anbietet. Die Kollaboration auf Augenhöhe mit anderen Künstler:innen ist dabei wesentlich für ihre Arbeitsweise. äöü ist also immer zwei Plus.

Ihre Arbeiten sind und waren auf verschiedenen Festivals in NRW und auch darüber hinaus zu sehen, beispielsweise ihre Installation A B S A T Z beim Atelier Nr. 63 auf PACT Zollverein und beim HTA-Tag 2020 in Frankfurt am Main, und ihre Operetten-Performance „Aus dem Innenleben eines Staubsaugerbeutels“ u.a. beim FAVORITEN Festival 2020 in Dortmund, beim MADE-Festival Hessen 2022, HAUPTSACHE FREI #7 in Hamburg und beim Fritz-Wortelmann-Preis 2021 in Bochum. 2022 gewann die Performance „Aus dem Innenleben eines Staubsaugerbeutels“ den Jurypreis des MADE-Festivals in Kassel. 2023 gewannen sie den Ostholzpreis für ihre künstlerische Intervention „Waldbaden//auf Kur“.

Foto: Kerstin Porges

PATRICIA BECHTOLD (*1987, Riedlingen) ist freischaffende Künstlerin in den Darstellenden Künsten. Seit 2018 arbeitet sie in der Freien Szene im deutschsprachigen Raum als Künstlerin für Performance- und Theaterprojekte, hauptsächlich im Kontext von äöü. In ihrer Kunst beschäftigt sie sich oft mit Erinnerungsräumen, seltsam festlichen, detailliert ausgestatteten, aus der Zeit gefallenen Orten, die nur auf die Besuchenden zu warten scheinen.
Studiert hat sie früher Allgemeine Rhetorik und Germanistik in Tübingen. Nach dem Studium arbeitet sie als Regieassistenz und Dramaturgin am Zimmertheater Tübingen. Dort initiiert sie zusammen mit Johannes Karl Projekte mit Jugendlichen, sie erarbeiten mit ihnen Romanadaptionen, einen Parcours durch ein leerstehendes Kino und die dokumentarische generationenübergreifende Stückentwicklung „100 Jahre Leben“, die für das Berliner Theatertreffen der Jugend nominiert wird. 2015 zieht sie ins Ruhrgebiet und studiert in Bochum den interdisziplinären Masterstudiengang Szenische Forschung an der RUB. 2018 gründet sie gemeinsam mit Johannes Karl äöü.
Sie lebt und arbeitet in Bochum.

JOHANNES KARL (* 1982, Nürnberg-Schwabach). Nach dem Schauspielstudium an der UdK Berlin (Diplom 2008) spielt er in freien Theaterprojekten und von 2011 bis 2015 als festes Ensemblemitglied am Zimmertheater Tübingen, an dem er 2013 bis 2016 die Leitung des Jungen Zimmertheaters übernimmt. Dort entwickelt er erste eigene Projekte mit Jugendlichen an der Schnittstelle von Choreografie, Sprechtheater und Performance. Von 2016 bis 2020 studiert er aufbauend bei Heiner Goebbels und Xavier Le Roy im Master of Arts Angewandte Theaterwissenschaft an der Justus-Liebig Universität Gießen. 2018 gründet er zusammen mit Patricia Bechtold das Performancekollektiv äöü. Seither arbeitet er vorwiegend von Bochum aus in dieser Konstellation. Parallel zur Arbeit im Kollektiv äöü entwickelt er auch eigene Projekte, in denen er mit Künstler:innen verschiedener Genres kooperiert und dabei immer nach einer niederschwelligen Verständlichkeit der Sujets forscht. 2017 war er beispielsweise mit der südkoreanischen Choreographin und Tänzerin Da Soul Chung Artist in Residence im Dance Center Seoul, Südkorea. Die dort entstandene Performance „Everything you always wanted to know about it“ wurde mehrfach in Deutschland (Eigenarten Festival Hamburg, Theatermaschine Gießen) und Südkorea (Platform_L, Dance Center Seoul) gezeigt. 2021/22 initiiert er gemeinsam mit Dominik Hallerbach das translokale Film-Performance-Projekt „Das Freilichtspielhaus präsentiert: DER WAGEN“. Mittels selbstgebautem Kinobus, bestehend aus historischem Feuerwehrauto und Leinwand auf dem Dach, begehen sie eine Deutschlandtour und zeigen in kleinsten Dörfern und bedeutenden Städten ihren dokumentarischen Theaterfilm DER WAGEN. Bei jeder Station veranstalten sie ein Willkommensfest mit lokalen Musikvereinen, Einzugsparade und Kinoshop. Johannes Karl wohnt und arbeitet in Bochum.